Sonntag, 15. August 2010

Heute mal was anderes: eine wahre Geschichte

Des Nachts um halb elf im Kapitelhus zu Visby. Ich sitze hier, ein kaltes Klosterbier in der Hand und mein Blick geht durch die Menge um mich herum. Die sanfte Beleuchtung der vielen Öllampen und deren warme Farben lassen die Gesichter unwirklich erscheinen. Die Menschen an den Tischen trinken ihr Bier, reden, lachen, singen und genießen den wundervollen Abend unter einem klaren Nachthimmel.

Am Nebentisch spielen eine Flöte und eine Drehleier, sogar ein kleiner französischer Dudelsack ist zu hören. Es weht ein leichter, angenehm kühler Wind, der die Wärme des Tages vergessen lässt. Eine arme Seele wird gegen seinen Willen in den Pranger gesteckt, wessen er sich wohl schuldig gemacht hat? Ich flüchte besser ein paar Tische weiter, seine wilden Bewegungen könnten mein Bier umwerfen und schließlich musste ich dafür lange Zeit anstehen. Die Musik spielt jetzt schneller und lauter. Liegt das am Bier, das so langsam seine Wirkung zeigt? Oder an der allgemein guten Stimmung hier, die ausgelassen und fröhlich ist und noch nichts vom nahenden Ende des gelebten Traumes spüren lässt.

Plötzlich höre ich von ferne Trommeln, viele Trommeln, die näher kommen,  Soldaten! Gott sei gedankt, es sind Schweden, keine Dänen. Eine große Anzahl Landsknechte mit ihrer bunten Kleidung und riesigen Fahnen finden Einlass durch das große Portal. Unter Jubel des Volkes betreten sie die Schänke und bald mischen sie sich unter die Menge. Aber in ihrer Gesellschaft befanden auch außergewöhnlich anmutende Gestalten, 3 Feuerkünstler die sich Trixx nennen und nun zur Freude aller Anwesenden ihre Kunst zeigen wollen. Die Musik verstummt, gebannt blickt das Volk auf die hübsch anzusehenden Jünglinge, die wie durch Zauberei den großen Feuerball, die Jonglage mit brennenden Stangen und sonstige Tricks beherrschen.







Mit großem Jubel bedankt sich das Volk für die unerwartete Kurzweil und wendet sich wieder den Getränken und den unterbrochenen Gesprächen zu. Auch die Musiker nehmen zur Freude der Anwesenden ihre Instrumente wieder zur Hand und spielen auf.

Doch für mich heißt es langsam Abschied nehmen. Es ist spät geworden, der Bierkrug inzwischen leer und mein Heimweg ist lang. Also mache ich mich schweren Herzens auf den Weg und verlassen diesen wunderschönen Ort der immer in meinem Herzen sein wird.

Visby, Kapitelhus Anno 1361

3 Kommentare:

  1. Das ist ja wunderschön.
    Du müsstest ein Buch schreiben. Da hätte ich jetzt endlos weiterlesen können.
    Man kann sich so richtig in diese wunderschöne Szene reinversetzen... und das Fernweh wächst.

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  2. Schmacht.....ach ja daaaaamals halt :)
    aber ich freu mich arg, wennst wieder ins hier und heute zu uns kommst....
    bis bald
    Liane

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  3. oh ja, 2011 wird es hoffentlich mal klappen auch nach Gotland reisen zu dürfen..
    Dein Reisebericht facht die Vorfreude definitiv an :o)
    vielleicht sieht man sich ja

    liebe Grüße
    shira

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